Gespräch mit Anja Bauer, Vetreterin Luxemburgs bei den anstehenden „Rencontres internationales de Kyudo“ in Paris.

Kyudo, das traditionelle japanische Bogenschieben, wird in Luxemburg seit 1999 praktiziert und gelehrt. Kyudo ist entstanden aus dem Benutzen des japanischen Bogens als Jagd- und Kriegsinstrument. Gleichzeitig spielt der japanische Bogenaber eine Rolle in alten Riten. Heute wird Kyudo, was soviel bedeutet wie „der Weg des Bogens“, als eine Disziplin zur Entwicklung der Persönlichkeit praktiziert, die verlangt, dass sowohl technische und körperliche als auch geistige Fähigkeiten trainiert werden. Seit mehreren Jahrzenten wird Kyudo auch auberhalb Japans praktiziert.

RS : Anja, du wirst in den nächsten Wochen die Farben Luxemburgs bei einem internationalen Kyudoturnier in Frankreich verteidigen. Was bedeutet das für dich ?

Ja, es wird ein sogenanntes Taikai stattfinden bei dem Teams aus allen Ländern in denen japanisches Bogenschieben praktiziert wird, gegeneinander antreten. Dies ist mehr ein freundschaftliches Zusammentreffen als ein richtiger Wettkampf. Eine gute Gelegenheit also, gemeinsam mit zwei anderen Bogenschützen aus Luxemburg unser Bestes zu geben. Diese Turniere sind im Kyudo aber nicht das Wichtigste. Sie spielen eine nachgeordnete Rolle. Insofern ist es für mich eine große Freude, bei diesem Turnier dabei zu sein, und unter schwierigeren Umständen als im Training, das heißt im direkten Vergleich mit anderen Bogenschützen, mein Bestes zu geben. Ich werde jedoch den Wettkampfaspekt nicht überbewerten.

RS : In Paris findet nicht nur ein Turnier statt, oder ?

Genau, vor dem Turnier wird ein Seminar stattfinden. Dort werden wir während drei Tagen intensiv mit einigen der wichtigsten japanischen Kyudomeistern üben können. Dazu muss man wissen dass das Erlernen des nicht nur technisch sehr anspruchsvollen japanischen Bogenschiebens nie alleine stattfinden kann, durch Lektüre beispielsweise. Dies kann nur unter der Anleitung eines sogenannten Sensei geschehen. In diesem Sinne ist dieses Seminar eine wichtige Gelegenheit, das Geübte zu festigen und Neues zu erlernen. Im Anschluss an das Seminar finden auch Prüfungen statt bei denen das Niveau der Schützen getestet wird und sie einen weiteren Dan-Niveau erreichen können, ähnlich wie in anderen japanischen Kampfkünsten.

RS : Wie und wann bist du überhaupt zum Kyudo gekommen ? Warum macht man Kyudo ?

Ich habe Kyudo entdeckt als der luxemburgische Kyudobund gegründet wurde. Damals fand ein Einführungsseminar auf dem Gelände des Nationalen Sportzentrums statt. Ich war neugierig auf diese eng mit der japanischen Kultur verbundene Disziplin. Seitdem bin ich überzeugt dass Kyudo nicht nur eine technisch und körperlich sinnvolle Beschäftigung ist. Kyudo fordert und fördert auch den menschlichen Geist, da zum Beispiel Entschlusskraft, Ruhe oder auch Besonnenheit Qualitäten darstellen ohne die ein guter Schuss nicht gelingen kann. Insofern richtet sich Kyudo nicht nur an den Körper, sondern an den Menschen als Ganzes.

RS : Wie kann man Kyudo in Luxemburg erlernen ?

Der luxemburgische Kyudoverband organisiert wöchentlich Kurse an denen auch Anfänger teilnehmen können. Des weiteren finden regelmäbig Seminare statt, auch für Anfänger. Eigentlich kann jeder, ab einem Alter von etwa 15 Jahren, Kyudo erlernen. Gefragt ist vor allem die Lust sich auf etwas Neues einzulassen, eine andere Kultur zu entdecken. Konkrete Informationen findet man auf www.kyudo.lu